07.11.2022

Das „Gänseblümchen“ setzt sein Krönchen auf

Über dem Neubau schwebt die Richtkrone:Einrichtungsleiterin der Kita Gänseblümchen Melanie Witt und Polier Frank Markewitz von HDFB freuen sich über den Baufortschritt.
Nagel schlagen: Stefanie Drese, Ministerin für Soziales, Gesundheit und Sport in MV und Andreas Rieck, technischer Leiter vom Eigenbetrieb KOE Rostock folgen der Richtfesttradition.
Es vergeht kaum eine Woche, in der bei Melanie Witt nicht das Telefon klingelt. Am anderen Ende die Stimmen verzweifelter Eltern, auf der Suche nach einen Betreuungsplatz für ihr kognitiv oder körperlich beeinträchtigtes Kind. Die Kita „Gänseblümchen“ in der Pawlowstraße 15a hat sich als Kindertagesförderstätte in Rostock etabliert. Das Team besteht unter anderem aus Heilerziehern, Heilerziehungspflegern, Erziehern, allesamt sind sie spezialisiert auf Kinder mit einem erhöhten Förderbedarf. „Wir könnten sofort 25 Prozent mehr Kinder aufnehmen, die eine besondere Förderung benötigen, haben aber keine räumliche Kapazität. Hinzu kommt, dass wir unser bestehendes Konzept, in dem Kinder in Kleinstgruppen betreut werden, erweitern und unsere Kita für alle Kinder öffnen wollen“, erklärt Einrichtungsleiterin Melanie Witt.
Den Platz dafür schafft derzeit der „Eigenbetrieb Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung der Hanse- und Universitätsstadt Rostock“ (KOE) im Auftrag des städtischen Amtes für Soziales und Teilhabe in der Schweriner Straße. Der Neubau, der inzwischen Richtfeststatus erreicht hat, wird im zweiten Quartal 2023 fertiggestellt. Der Grund für das Bauvorhaben: Die aktuellen Gegebenheiten in der Pawlowstraße lassen die Umsetzung eines gesamtschlüssigen inklusiven Konzeptes nicht zu. Die Garderoben und Bäder sind zu klein, die Flure zu eng, die Räume verfügen über keine notwendigen Leitsysteme. Es fehlen Stellmöglichkeiten für Therapie- und Arbeitsmittel und ein hinreichendes Außengelände, insbesondere für die Kinder mit körperlichen und kognitiven Einschränkungen. „Der Neubau ist ein Pilotvorhaben. Wir konnten auf keine Messzahlen zurückgreifen oder aus den Erfahrungen, die wir in Vorgängerprojekten gesammelt haben. Es war ein langer, intensiver Weg, ein zäher und komplexer Prozess, der im Ergebnis zu dieser Neubau-Lösung geführt hat – auch in Hinblick auf die Finanzierbarkeit und Nutzbarkeit der Einrichtung. Doch im Kampf für die gute Sache, für eine Einrichtung, die mehrfach schwerst-behinderte Kinder betreut und zwar mit dem Ansatz diese zu inkludieren, betreten wir gerne Neuland“, verdeutlicht der zuständige Senator für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Steffen Bockhahn.
Derzeit kümmert sich das Team rund um Melanie Witt um 30 Kinder, mit dem Neubau steigt die Kapazität auf 124 Betreuungsplätze – verteilt auf insgesamt sieben Gruppen, bestehend aus drei Krippen- und vier inklusiven Kitagruppen. Die neue Kita „Gänseblümchen“ ist kein standardisierter Bau. Die Raumbedarfe sind größer, resultierend aus dem inklusiven Konzept der Kita. Hinzu kommen besondere erforderliche bauliche und Merkmale, die sich unter anderem in der Wahl der Leuchtmittel mit einer Stärke von 1000 Lux oder in kontrastreich gestalteten Böden wiederspiegeln. Auf diese Weise können sich auch die sehbeeinträchtigten Kinder frei bewegen und sich dem Spiel mit Freunden hingeben. „Die Abweichung von der Norm ist auch für uns ein spannender Prozess, spiegelt sich aber auch in den Kosten wieder. Innerhalb des Planungsprozesses sind wir von Gesamtinvestitionen in Höhe von 7,5 Millionen Euro ausgegangen. Voraussichtlich werden wir etwa zehn Prozent darüber liegen“, sagt Bauherrin Sigrid Hecht und deutet zeitgleich auf die Notwendigkeit des Bauvorhabens hin: „Das Objekt in der Pawlowstraße steht seit sieben Jahren in der Diskussion. Zunächst war eine Erweiterung angedacht, schließlich der Neubau. Auf dem Baufeld stand bis vor wenigen Jahre eine Kita, für die ebenfalls ein Neubau realisiert wurde. Im Kontext des neuen Projektes wurde das Baufeld beräumt. Wir hoffen sehr, dass sich die Kinder und all diejenigen, die in dem neuen ,Gänseblümchen‘ arbeiten, wohl fühlen und ihre gemeinsame Zeit in einer schönen Atmosphäre verbringen.“ Für das Projekt wurde eine Zuwendung in Höhe von 630.000 Euro aus dem Investitionsprogramm zur „Kinderbetreuungsfinanzierung 2017-2020“ zugesichert, wobei rund 430.000 Euro in den Bau und 200.000 Euro in die Ausstattung fließen. Die Zuwendung kommt aus dem Amtsbereich von Stefanie Drese, Mecklenburgs-Vorpommern Ministerin für Soziales, Gesundheit und Sport, die sich während des Richtfestes einen ersten Eindruck von der künftigen Kita verschaffte.
Für Melanie Witt bedeutet der Neubau, neu und anders denken zu können, weil plötzlich der Raum für Begegnungen vorhanden ist. „Indem Kinder mit und ohne Förderbedarf miteinander spielen und voneinander lernen, wachsen sie frei von den Vorurteilen auf, die bei den Erwachsenen teilweise noch abgebaut werden müssen. Die Kinder erkennen, dass jeder Mensch Stärken und Schwächen hat, dass der eine besser malen und der andere besser sprinten kann. Es gibt keine Minderheiten in der Gesellschaft, wenn wir sie nicht zu diesen machen. Deshalb konzentrieren wir uns auf die Stärken des Einzelnen und darauf diese weiter zu fördern“, erklärt Melanie Witt. Die Heilerzieherin hat vor elf Jahren die Kita „Gänseblümchen“ übernommen. Damals gingen gerade einmal 16 Kinder in die Einrichtung. „Das Team und die Kinder haben diesen Neubau verdient. Von Beginn an waren wir in alle Planungen involviert. Jetzt steigt die Aufregung. Wenn es dann soweit ist, freuen wir uns als kleiner, privater Träger über Spenden und Sponsoren, um die Räume entsprechend auszustatten“, betont die Kitaleiterin.

Kita „Gänseblümchen“, Schweriner Straße 18, 18069 Rostock

Projekt „Kita-Ersatzneubau“

Die integrative Kinder­förder­tages­stätte „Gänseblümchen“ in der Pawlow­straße brauchte mehr Platz. Um dieses Problem zu beheben, entstand in der Schweriner Straße 18 ein Ersatz­neubau für 124 Kinder im Alter bis zu sieben Jahren.

Bauzeit: 2021 bis 2023
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